Rohrbach Siedlungsorte

Die in den Zinsurbarien, Taufrodeln und Volkszählungsbüchern zuerst aufgeführten Wohnorte der Rohrbach sind Aeugsten, Schmidenhus, Suttershus, Riedstatt. Später auch Dürrenboden, Gouggenberg und andere mehr. Der Ort Gouggenberg (gegenwärtig Unter- und Obergouggenberg) besteht aus zwei Einzelhofsiedlungen. Dort lebte ein etwas zwielichtiger Christian Rohrbach. Er hat mehrere uneheliche Kinder in die Welt gesetzt und dabei immer wieder von sich Reden gemacht. Die Chorrichter aus mehreren Gemeinden hat er auf Trab gehalten. Doch dieser ist eine Ausnahme. Die allermeisten Rohrbach waren gesittete Leute des Bauernstandes.

Die folgende Grafik zeigt die Wohnorte und den Lebensraum der Rohrbach von Guggisberg.

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Waren alle so gesittet ? Es gab Ausnahmen, so der Michael ROHRBACHvon Erlenbach 1638
In Erlenbach im Niedersimmenthal hat sich im Frühjahr 1638 ein schreckliches Verbrechen zugetragen. Ein Michel Rorbach hat sich und seine Familie ins Verderben gestürzt. Eine zeitgenössische Handschrift gibt darüber Auskunft und die Schilderung führt uns vor, wie sich das Verbrechen zugetragen hat. Hier der Wortlaut aus jener Zeit:

Salutem Plurimam

Palm Sambstagss war der Tag S. Gertrudae
den 17.ten Martÿ diss 1638 Jars, hat man
zu Wimmis (.ist ein Castell und Pfarr an dem
Fluss Niesen, und fluss Simmen, im Nideren und
underen Simmen, oder Sibenthal, Berner ge=
bieths.) wie volgen wirt, ein person und
Landtman, mit nammen Michäel Rorbach also gerichtet.
Anfangs war er vil schuldig, und unlängst war
sÿn gut, gemeinen gelten und gläubigen zu ver
ganten dargeben worden, nach welchem er sich
selbsten leibloss zumachen zum 3.ten mahl under=
standen hat. Welches er erstlich zwaren in ei=
ner scheüren fürgenommen, und aber den strikh am
Halss Habende, das walt Godt, entzwüschent
streckende, verhinderet worden, und er, nach sÿ=
nem gethanen uffsechen vor der schüren ussen, auch
kein strikh mehr vorhanden gsen.
Wie nun uff ?ünliches(?) allernechst sÿn frauw,
umb Zetlenss willen von huss abwäsend, er
aber anheimsch, das schnitzmässer (.damit er
schlagkuglen machte.), in der Hand gehebt, und sÿn
leibliches vierzächen Järiges Söhnlin zu Jhm kommen,
ihne bittend, er ihm auch eine Kuglen machen sölte,
nahm er selbiges zwüschent die bein, und stache ihm
sÿn gurgel ab, und als das Töchterlin darbÿ
stehende gesprochen: Ätti, wie thust mir so wüst,
brachte er daselbig eben gleich umb. Nacher
volgendts auch dem dritten Kind, so in der Wie=
gen schlaffende lag, sÿn Haübtlin gar ab. Und wolt
solches schreckliche spectaent angents(?) einer benach=
barten zeigen, die von ihme ein schufflen be=
gert, aber ÿlfertig vortgloffen, und bÿ an=
deren den Handel ussgebracht, dass ihm der
Lohn darumb wie volget worden.

Man hat ihn mit dem Rad gebrochen oder
geräderet, und uff das Rad geflochten,
und mit sÿnem selbs eignen Mordtmässer, lä=
bendig ergurgelet, er ein Man von
30. Jahren, und ein Bernischer Landtman,
Michel Rorbach genant, sÿnes Handwerks ein
Treÿer, oder Schlagkuglen macher. Disse
grosse Marter und pein, hat er mit grosser
gedult, und herzlichem leid überwunden, und
nach dem er das gurgelmässer, damit ihm
das leben zunemmmen befohlen war, erbliket
und peschehen, hat er alles durch anruffung dess
Nammens Jesu, gedultig ussgestanden.

Godt bewar unss, und seÿe uns gnädig !
Geben zu Arberg den 22. Martÿ a.° 1638.


Seine Hinrichtung in Wimmis
Wie immer musste bei einem Todesurteil der Rath in Bern befragt werden. Im Rahtsmanual der Stadt Bern ist ein entsprechender Eintrag vorhanden. Auch hier wird von einem unbarmherzigen und grausamen Mord des Drehers und Schlagkugelnmachers gesprochen, der im Thal in der Kirchgemeinde Erlenbach verbürgert war. In der Amtsrechnung von Wimmis des Amtsinhabers Jeremias von Grafenried sind Vermerke wegen der entstandenen Ausgaben vorhanden. Der Weibel müsste für die Zuführung des Mörders in den Kerker des Schlosses Wimmis bezahlt werden. Die Examinierung und die damit verbundene Verpflegung der Landtleute im Wirtshaus der Teilnehmer ergab Kosten. Es musste die Rechnung für zwei Räder für die Hinrichtung beglichen werden. Schliesslich auch der Lohn für den Scharfrichter, der das Mordmesser des Täters selbst an dessen Hals mit Blut beflecken musste, bis Rohrbach schliesslich sein Leben liess. Der leblose und geschundene Körper wurde mit dem Rad in Wimmis am Hinrichtungsort aufgesteckt. Als Mahnung an die Unterthanen blieb der Leichnam eine Zeit lang zur Schau gestellt und die Raben dürften sich dort eingefunden haben. Ueber die Beweggründe der Michael Rohrbach ist nichts bekannt. Ein Turmbuch von Wimmis ist aus dieser Zeit nicht (mehr) vorhanden. In solchen Turmbüchern können zuweilen die Fragen und Antworten der peinlichen Befragung (Examinierung) nachgelesen werden. Es dürfte sich um eine Verzweiflungstat des Michel Rohrbach gehandelt haben, hat er sich doch vor diesem Verbrechen mehrfach selbst umbringen wollen, nachdem ihm sein Hab und Gut wegen Schulden weggenomen worden war. 

 

   
© Rolf Hallauer